Junge Zeitschriftenleser wandern ins Netz und Neon gleich mit

by Markus April 21, 2018

Als die erste Fassung dieses Beitrags entstand, war die große Meldung noch nicht publik. Vor kurzem wurde bekannt gegeben, dass die Print-Neon eingestellt würde. Dies ist die erste Fassung meines Beitrags, der Mitte März 2018 entstand.

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Ein gedrucktes Magazin für die Generation Internet überrascht mit einer Meldung.

Die Neon soll ihren Internetauftritt stärken und ihre Digitalstrategie ausbauen. Um letztendlich noch mehr Unique Visitors auf der Internetseite verzeichnen zu können.

Hierbei soll vor allem die Marke Neon helfen. Neon, kennen Sie nicht? Das ist der junge und hippe Zeitschriftenableger des STERN.

Also neon.de soll gestärkt werden. Heißt das also, die Zeitschrift Neon wird eingestellt? Vielleicht.
Was machen denn dann die verbliebenen 60.000 Leser im Monat, wenn sie nicht mehr analog erfahren, was sie tun müssen, um hip zu sein? Sie müssen wohl auch ins Netz gehen und es dort in Erfahrung bringen, wie die zuvor abgewanderten Leser es schon tun. Denn Neon hat innerhalb der letzten acht Jahre ihre Leserschaft mehr als halbiert. Vom Hoch im Jahr 2009 mit gut 230.000 Leser gingen fast Zweidrittel der Leser verloren.

Stern Digital Chefredakteurin Anna-Beeke Gretemeier, die neon.de verantwortet, will mit dem ausgebauten Online-Portal vor allem die Zeitschrift stärken.
Bitte was?
Die gedruckte Neon soll wieder mehr Leser erreichen? Und das soll geschehen, indem der Online-Auftritt umgebaut wird?

Da kann ich nur mit dem Kopf schüttelt. Diverse Zeitschriften und Magazine haben jahrelang hart daran gearbeitet, ihre Online-Portale als Substitute zu ihren Printprodukten wirken zu lassen. Und ausgerechnet Neon will mit der Internetseite ihre Print-Version stärken?

Die Neon erreicht hauptsächlich „Millennials“, die, wie wir alle wissen, seit Jahren scharenweise ins Internet wandern. Gretemeier will Neon zum größten Portal für Millennials machen. Viel Spaß dabei.

Die Probleme sind nicht nur darauf zurückzuführen, dass allgemein die Print-Branche über einen Leserschwund zu klagen hat. Die Neon ist eine Line Extension des Sterns. Quasi der Stern für die, die für ihn noch zu jung sind und die ihn noch nicht verstehen. Keine Sorge, ich verstehe den Stern auch nicht und ich will ihn nicht verstehen.

Und leider haftet der Neon zu viel des Sterns an. Es macht sich schon im Logo der Neon bemerkbar.
Eine Weit-weg-Positionierung für die Neon wäre sehr ratsam gewesen. Wie das funktioniert, hat der WDR mit 1Live vorgemacht.

Die Marke Neon – welche Marke Neon?

Gretemeier erzählt weiter, dass die Neon eine starke Marke sei. Das ist sie nicht. Oder wie kommt es, dass Zweidrittel der Leserschaft verloren gingen?

Dass Gretemeier die Print-Ausgabe wieder stärken will, will ihr gelingen, weil Neon-Leser „Print“ „lieben“ und online und Print sich „gegenseitig“ „stärken“. Das hat die Bild-Zeitung auch mal gedacht. Auch sie leidet unter einem deutlichen Leserverlust.

Einen Umbau der Online-Präsenz hat Neon gehörig nötig. Neon.de glänzt mit dem Fehlen von ausführlichen und tiergehenden Berichten, wie Leser sie noch aus der Print-Neon kennen. Stattdessen gibt’s es Soft-Clickbaiting-Artikel, die kaum von denen der Huffington Post oder Bento.de zu unterscheiden sind. Allerdings wird wohl die aktuelle Strategie beibehalten, die Gretemeier über den Klee lobt. Und damit hat Neon.de keine Differenzierung gegenüber Konkurrenzportalen.

Neon vor dem Aus?

Meedia mutmaßt, dass die Umbau von neon.de eine Vorbereitung auf das Ende der Print-Neon sein könnte. Das wäre ein kluger, wenn auch herausfordernder Schritt. Klug, weil die Print-Branche mit Blätter für die junge Zielgruppe bald tot sein wird. Und herausfordernd, weil Neon.de äußerst austauschbar daherkommt.

Wann genau das Redesign von Neon.de erfolgt sein wird, ist unbekannt. Dass jedoch eine Ankündigung über selbiges bereits in der Welt ist, spricht für die geringe Erneuerungskultur der Print-Branche.

Dass Informationen zur aktuellen Print-Ausgabe gekonnt im Header der Seite versteckt werden, spricht für sich.

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Dies war der Text von Mitte März 2018.
Nun wurde bekannt, dass die Print-Neon eingestellt wird. Nur wenige Wochen nach der Verkündigung, dass die Print-Neon durch die Online-Neon gestärkt werden sollte, kommt das Aus für ca. 20 Mitarbeiter.
Ich gehöre wohl zu einigen, die über den Schritt nicht verwundert sind, ist er doch aus wirtschaftlichen Gründen naheliegend gewesen.

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