Ford nun auch auf Radwegen unterwegs!

by Markus April 06, 2018
FordPass Bikesharing Fahrräder von Ford

Einer der Märkte, die im Aufwind sind, ist der des Bikesharings. Ob die Nachfrage nach kurzfristig auszuleihenden Fahrrädern im Aufwind ist, sei dahingestellt. Vielmehr steigt das Angebot nicht zuletzt dank ostasiatischen Anbietern, die in den europäischen Markt drängen.

Der neueste Anbieter, der in der Großstadt Köln fußgefasst hat und wohl für die Einwohner kaum zu übersehen ist, ist augenscheinlich Ford.

Ja, Ford. Der US-Autobauer mit einem Werk in Köln steigt mit seiner Marke in das Kölner Fahrradleihsystem ein. Denn durch eine Kooperation mit der Deutschen Bahn wurden alle Call-a-Bike-Räder der Deutschen Bahn umgebrandet hinzu blaue FordPass-Räder.

Also nochmal heruntergebrochen:
Aus den Kölnern Call-a-Bike-Rädern wurde die blauen FordPass-Räder. Insgesamt gibt es aktuell 2000 blaue Räder in Köln.
Hinzu kommt ein weiterer Radleihanbieter in Köln: Die KVB-Räder der Kölner Verkehrsbetriebe – kurz KVB – prägen ebenfalls das Straßenbild. Es gibt insgesamt etwa 1500 KVB-Räder im Stadtgebiet, die kurzfristig ausgeliehen werden können.

Was dem neuen Anbieter zupass kommt: Es gibt in Köln noch keine Radstationen für die FordPass-Räder. Ist der Blick also mal nicht auf ein Smartphone gesenkt, kann sie jeder erblicken, denn sie stehen wie wild herum, oft wie angespült. Gut eigentlich für die FordPass-Räder, denke ich mir nun. Als neue Marke im Markt kann sie sich so gut etablieren.

Falsch gedacht!

So einige FordPass-Räder begegnen mir regelmäßig und sehen so unbenutzt aus, dass sie wohl schon Spinnen eine herrliche Heimat bieten.

Wer auch immer sich ausgedacht hat, die Räder nach einem Automarke zu benennen, gehört auf die Streckbank – oder ich gebe Nachhilfe.

Nicht nur, dass die neuen Leihräder mit dem Markennamen eines Autoherstellers auskommen müssen, der de facto nichts mit einem Zweirad zu tun hat – viel schlimmer ist die Markennamen-Erweiterung. „FordPass Bikesharing“ prangert auf den Rädern. Damit wird suggeriert, dass für die Nutzung der Räder ein Ford-Pass nötig sei. Ein Pass steht für eine Art Erlaubnis oder Dokument, die bzw. das ausgestellt werden darf, nachdem Nachweise erbracht wurden. Das alles klingt wahnsinnig kompliziert und hat nichts mehr der kurzfristigen, flexiblen Ausleihe eines Rades zu tun. In der Öffentlich kann also die Meinung oder Assoziation entstehen, nicht ohne Weiteres mit FordPass-Räder fahren zu dürfen.

„Oh, ein Pass? Ich habe keinen Pass. Tja, dann kann ich mir eben kein Rad leihen,“ denkt wohl der ein oder andere.

Nun sind die blauen Räder allein schon Werbung. Sie stehen an vielen Kreuzungen, auch gerne im Rudel, und können so gut von potentiellen Kunden wahrgenommen werden. Also sollte es kein Problem sein. Sie stehen an einigen Stellen so symmetrisch zueinander, dass sie wohl noch nie genutzt wurden. Aber reicht die Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit?

Dass ein Autobauer seine Marke für ein Leihradsystem hergibt, ist der andere Punkt und mutet schon Paradox an. Gewiss werden potentielle Kunden nicht verstehen, warum Ford nun Fahrräder anbietet. Noch viel schlimmer wäre, dass Passanten denken, die Räder seien exklusiv für Ford-Mitarbeiter. Und verwechseln Sie das alles bloß nicht mit FordPass, der US-amerikanischen Mobilitätsdienstleistung von Ford.

Warum ein Name wie KVB-Räder besser ist? Sie sind mit der Marke der Öffentlichen Verkehrsmittel in Köln KVB gebrandet. Die KVB darf jeder mit einem Ticket nutzen. Dazu kommt eine große Werbekampagne mit einem kölschen Musiker, der auf Plakaten und in Spots auf die neuen Räder aufmerksam gemacht hat. Die KVB ist in den Köpfen der Kölner für spontane Mobilität verankert. Wie Ford-Räder dieses Lebensgefühl mit ihrem Namen transportieren wollen, bleibt ein Rätsel.

Die Marke Ford ist zu stark mit dem Automobil verbunden, sodass sie im Bereich des Fahrrads keinen kognitiven Anschluss findet. Noch dazu verwirrt der Begriff „Pass“ und sorgt dafür, dass nur vermeintlich Passinhaber die Fahrräder nutzen könnten. Dieser Gedankenprozess erfolgt implizit, sodass keiner bewusst darüber nachdenkt, ob er die Ford-Räder ausleihen könnte. Die Ford-Räder sind abgestempelt und bleiben mancherorts ein Zuhause für Spinnen.

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